Insektenwiesen - ein Erfolgsmodell
Insektenwiesen im Gemeindegebiet - ein Erfolgsmodell.
Der Baubetriebshof hat die Anlage von sogenannten Bienen- und Insektennährflächen vorgenommen. Blühende Wildwiesen, die neben ihrer ökologischen Wertigkeit auch optisch das Gemeindebild verbessern, wenngleich es auch Zeiträume gibt in denen die Flächen nicht so ansprechend aussehen.
Der eigentlichen Anlage der Wildwiesen ging eine mehrjährige "Experimentierphase" voran. Da sich viele Wildblumenflächen innerhalb des Ortes und somit auch im verkehrsnahen Raum befinden, waren unterschiedliche Kriterien vor der Anlage der Flächen zu berücksichtigen. Im direkten Straßenrandbereich darf der Aufwuchs nicht höher als ca. 70 cm werden
Vorbearbeitung der Böden
Meist handelte es sich um ehemalige Kurzgrasflächen, die bisher regelmäßig gemäht wurden (je nach Witterung im Jahresverlauf 12 bis 18 Mal im Jahr). Alle Empfehlungen zur Anlage solcher Wildblumenflächen gingen dahin, die obere Vegetationsschicht inklusive des anstehenden Oberbodens ca. 10 bis 15 cm abzutragen und zu entsorgen. Weiter wurde empfohlen mittels der Einarbeitung von Sand die Flächen abzumagern. Diese Vorgehensweise verspricht nachweislich zwar einen guten Erfolg, ist aber aufgrund des erforderlichen Arbeitsaufwandes und den relativ hohen Entsorgungskosten recht kostenintensiv.
Neben dem Ziel ökologisch wertvolle Lebensräume für Insekten zu schaffen, stand bei uns auch eine langfristige Reduzierung der jährlichen Unterhaltungskosten solcher Flächen im Fokus des Handelns. Nach Rücksprache und Beratung auch mit Fachleuten aus der Landwirtschaft und Auswertung eigener Erfahrungen aus der Flächenunterhaltung entschieden wir die obere Vegetation nicht abzutragen, sondern einfach „unterzugraben“. Wenn man dies tief genug erledigt, so unsere damalige Vermutung, und gleichzeitig die darunter liegenden Bodenschichten nach oben befördert, müsse sich der Erfolg ähnlich wie beim Abmagern von Flächen einstellen.
Nachdem einige Versuche dies mit dem Einsatz herkömmlicher Pflüge, wie sie in der Landwirtschaft Verwendung finden, zu erledigen fehlschlugen, setzten wir sogenannte Umkehrfräsen ein, die mit entsprechenden Zusatzwerkzeugen bestückt, in einem Arbeitsgang fräsen, rückverdichten und ansähen können.
Die Auswahl der Kräuter und Pflanzen
Bei der Auswahl der Kräuter und Pflanzen wurde grundsätzlich festgelegt, heimische Arten zu verwenden. Dies ist mittlerweile, zumindest für bestimmte Außenbereiche gesetzliche Vorgabe und gilt heutzutage auch für die Verwendung von Bäumen und Gehölzen.
Natürlich war von vornherein klar, dass längst nicht alle in der ersten Ansaat angesiedelten Kräuter am jeweiligen Standort überstehen würden, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Natürliche Sukzession soll und muss an den unterschiedlichen Einzelstandorten die Entwicklung der örtlichen Vegetation bestimmen und leiten. So blieben in den Entwicklungsjahren nach der Neuanlage viele Arten aus, aber es wurden auch viele neue Kräuter eingetragen. Nur wenn man diese natürliche Entwicklung akzeptiert und so wenig wie möglich durch Pflegemaßnahmen eingreift, hat man die Chance, langfristig funktionierende und wertvolle Dauerflächen zu erhalten.
Die Unterhaltungspflege der Flächen
Die fachgerechte Unterhaltungspflege ist der wichtigste Aspekt hinsichtlich eines dauerhaften Bestehens und einer nachhaltigen Entwicklung unserer Insektenwiesen.
Die Flächen stellen bestimmte, wenn auch keine komplizierten Anforderungen an die Unterhaltung.
Die Maht sollte so spät wie möglich im Jahr erfolgen. Alle Pflanzen die im Jahresverlauf auf den Flächen geblüht haben, müssen die Chance erhalten nach der Blüte Saat auszubilden und abzuwerfen. Zur Zeit der Saatausbildung sind die teilweise hübschen Blüten verschwunden und krautige Teile der Kräuter beginnen bereits zu verbraunen. Zu dieser Zeit, die manchmal schon im Spätsommer beginnt, erhält der Baubetriebshof schon einmal Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern, die uns auffordern „doch endlich mal diese furchtbaren Unkrautflächen abzumähen.“ Hier brauchen wir Geduld und auch das Verständnis unserer Bürgerinnen und Bürger, welches im Übrigen immer mehr wird.
Wir mähen die Flächen im Spätjahr und sofern es welchen gibt gerne auch erst nach den ersten Frösten (Igelschutz). Nach der Maht soll das Schnittgut gerne noch ein bis zwei Wochen auf den Flächen liegen bleiben, um Saat ausfallen zu lassen. Wenn kein Frost herrscht sind hier kräftige Schlagregen sehr hilfreich.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das rückstandslose Abräumen des Schnittgutes. In der Fläche verrottendes Schnittgut führt langfristig zur Nährstoffanreicherung und Humusbildung. Ohne das Entfernen des Schnittgutes, würde man in wenigen Jahren wieder reine Grasflächen vorfinden.
Die Gemeinde wird in den kommenden Jahren weiterhin solche Insektenflächen anlegen und hierbei das Ziel verfolgen ein kleines „Verbundsystem“ von Flächen zu schaffen. So soll es Insekten, die artenbedingt manchmal nur in der Lage sind, kurze Wegstrecken zurückzulegen, ermöglicht werden, unter Nutzung dieser Einzelflächen das Gemeindegebiet intensiver zu bevölkern.