Schottergärten – ein verboten schlechter Trend!

Der Trend zum Schottergarten ist bereits in vielen Städten und Gemeinden, so auch in Henstedt-Ulzburg, angekommen. Für die meisten Besitzerinnen und Besitzer dieser Gärten liegt der Vorteil der scheinbar pflegeleichten Beete auf der Hand, doch gerade das ist ein Irrglaube. Betrachtet man einen Schottergarten genauer, so fallen eine Vielzahl von Fakten auf, die einen mehr an einen Garten des Grauens erinnern lassen.

1. Was sind Schottergärten?
Schottergärten bestehen vor allem aus Kies und Steinen verschiedener Form, Größe und Herkunft. Auch Skulpturen, Säulen, Gitterkörbe und Zäune sind typische Gestaltungsmittel. Mitunter setzen einzelne Pflanzen Akzente.

Zur Anlage eines Schottergartens wird der Mutterboden abgetragen und dann ein undurchlässiges Vlies oder eine wasserdurchlässige Folie daruntergelegt, auf das anschließend das steinerne Material gefüllt wird. Dadurch soll das Durchwachsen von Wildkräutern von unten her verhindert werden.

Die Entscheidung für einen Schottergarten ist unterschiedlich begründet. Die einen reizt die unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeit mit den Gesteinen, Figuren etc. Andere schätzen die Minimalistik solcher Gärten. Aber der Hauptgrund für die Anlage von Schottergärten ist die scheinbar geringe Pflegeintensität. Doch gerade dies ist ein Irrglaube!

Denn auf dem Schotter bzw. in den Zwischenräumen oder der Folie unter dem Schotter sammeln sich Laub und Staub. Auf diesem Nährboden können Samen keimen, die durch Vögel oder Wind verbreitet wurden und nach wenigen Jahren wächst auch in Schottergärten unerwünschter Aufwuchs. Da die Verwendung von Herbiziden oder Hausmitteln wie Essig verboten ist, muss wohl oder übel der Aufwuchs mit der Hand beseitigt werden. Aber auch die Laubbeseitigung und die Entfernung von Moosen und Algen, wenn sich Wasser staut, sind aufwändig und müssen mit einberechnet werden.

2. Auswirkungen von Schottergärten auf Klima und biologische Vielfalt
Die Anlage von Schottergärten hat durchaus weitgreifende Auswirkungen auf unser Klima: Wo ein natürlicher Garten Kühle und Schatten spendet, erwärmen sich die Schotterflächen im Sommer massiv und strahlen die Wärme ab. An heißen Sommertagen führt das oft zu einer Temperaturerhöhung der Umgebung von 5 bis 6 °C. Angesichts des immer wärmer werdenden Klimas ist dies ein unerwünschter Effekt, der die Überhitzung fördert und den Kaltluftaustausch behindert.

Auch wird der Boden durch den Kies zusammengedrückt und das bestehende Bodengefüge wird zu mindestens stark beeinträchtigt oder gar zerstört. Bei Regen kann es zu einer Vernässung des Bodens kommen, trotz wasserdurchlässiger Folie läuft das Wasser nicht gut ab, da das Gewicht der Steine von oben drückt. Auch wenn das Wasser seinen Weg in den Boden findet, kann dieser es wegen seiner Humusarmut nicht halten. Bei Starkregenereignissen, wie zuletzt erlebt, kann dies zu Überflutungen führen. Im schlimmsten Fall dringt das Wasser ins Gemäuer ein.

Zur Biodiversität: Auf den kahlen Flächen finden Tiere keine Nahrung und keinen Unterschlupf. Sogar viele echte Wüsten sind lebendiger als die künstlichen Steinwüsten der Vorgärten. Viele Insekten, Spinnen und weitere Kleinsttiere sind auf die Pflanzen selbst, als Brut- und Lebensstätte und Nahrungsquelle angewiesen. Ebenso dienen die Pflanzen aber dem Schutz im Sinne des Versteckes und auch vor der Hitze. Das hat wiederum weitere Auswirkungen auf andere Tiere. So sinkt z.B. der Anteil von Vögeln in Siedlungsbereichen mit wenigen Grünflächen, weil Sie dort keine Nahrung mehr finden.

Ein weiterer Aspekt ist aber nicht nur, dass die Fläche als Lebensraum verloren geht, sondern dass die Fläche auch als „Wandermöglichkeit“ verloren geht. Viele Tiere können keine großen Entfernungen zurücklegen, sie benötigen sogenannte Trittsteine auf Ihrem Weg, um sich auszuruhen und/oder Nahrung oder Flüssigkeit aufzunehmen. Das Verbundsystem von Trittsteinen ist also hochbedeutsam für die Tierwelt, eine Verringerung einzelner Flächen, z.B. durch Schottergärten, kann sogar zum Aussterben einiger Arten führen, weil Sie z.B. Ihre Brutstätten nicht mehr erreichen können.

Die Biodiversität sinkt nicht nur in den Schottergärten selbst, sondern in einem viel größeren Gebiet und betrifft nicht nur die Arten, welche direkt die Gartenpflanze als Lebensraum haben, sondern auch viele weitere Arten, deren Nahrung wiederum diese Tiere sind (Vögel, Igel, Eidechsen, Amphibien, Mäuse etc.). Man sollte sich bewusstmachen, dass schon das Fehlen einer oder weniger Arten, große Auswirkungen auf die Gesamtheit der Tiere in einem Lebensraum haben können und somit Einfluss auf das gesamte Ökosystem.

3. Rechtslage und Fazit
Schottergärten sind nicht nur schlecht für die biologische Vielfalt und für das Klima, sie sind auch in Schleswig-Holstein in der der Regel nicht zulässig.

Die Landesbauordnung Schleswig-Holstein bestimmt im § 8 Abs. 1, dass die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder zu bepflanzen sind, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen. Das bedeutet, Freiflächen können mit Rasen oder Gras, Gehölz, anderen Zier- oder Nutzpflanzen bedeckt sein. Plattenbeläge, Pflasterungen und dergleichen sind allenfalls dann zu den Grünflächen zu zählen, wenn sie eine verhältnismäßig schmale Einfassung von Beeten usw. darstellen. Die Vegetation muss überwiegen, sodass Steinflächen aus Gründen der Gestaltung oder der leichteren Pflege nur in geringem Maße zulässig sind.

Zieht man Bilanz, sind Schottergärten nur auf den ersten Blick pflegeleicht. Sie sind für das Klima und die Natur schädlich und in Schleswig Holstein in der Regel verboten. Eine wirklich pflegleichte Alternative sind Staudengärten, von denen nicht nur die Tierwelt profitiert.

Wer hierfür Anregungen sucht, kann sich auf den Internetseiten des NABU und des BUND informieren. Hier werden viele attraktive pflegarme Alternativen gezeigt und erklärt:
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/planung/28500.html

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