Gewaltschutz rettet Leben – und spart Geld! Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Angesichts der dramatisch steigenden Gewalt gegen Frauen und viel zu wenigen Frauenhausplätzen ist die Verabschiedung des geplanten Gewaltschutzgesetzes und damit der einhergehende Ausbau der Infrastruktur für Beratung und Schutzeinrichtungen dringend nötig- das sagt Svenja Gruber, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Henstedt-Ulzburg zum Internationalen Tag gegen Gewalt am 25.11.2024. Das zeige auch der gerade veröffentlichte Bundeslagebericht „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“ mit seinen dramatischen Zahlen:
- 715 Frauen wurden als Opfer häuslicher Gewalt erfasst - 5,6 Prozent mehr als 2022.
- 330 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Sexualstraftaten - 6,2 Prozent mehr als 2022.
- 193 Frauen waren von digitaler Gewalt betroffen - 25 Prozent mehr als 2022.
- 938 Tötungsdelikte an Frauen sind polizeilich registriert - neun mehr als im Jahr zuvor.
- 360 Frauen und Mädchen wurden ermordet, bei 247 dieser Opfer handelte es sich um Häusliche Gewalt.
„Das bedeutet, dass alle 3 Minuten eine Frau in Deutschland häusliche Gewalt erleidet, fast jeden Tag eine Frau an den Folgen der Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner stirbt und ca. 14.000 Frauenhausplätze in Deutschland fehlen“,
so Svenja Gruber. Gewaltschutz und effektive Maßnahmen gegen toxische Männlichkeit biete ihrer Ansicht nach ein erhebliches Einsparpotential:
„Die Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) schätzt die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen alleine für Deutschland auf 54 Milliarden Euro pro Jahr“,
weiß Svenja Gruber.
„Das ist die unglaubliche Summe von 148 Millionen Euro pro Tag, die eingespart werden könnte, wenn es keine geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen gäbe!“
Die hohen Kosten entstünden laut Studie z.B. im Gesundheitssystem, bei Polizei und Justiz und durch Arbeitsausfall der Betroffenen. Nur ein verschwindend geringer Teil der 54 Milliarden werde bisher für die staatliche Finanzierung von Unterstützungsangeboten aufgewendet, wie Fachberatungsstellen und Frauenhäuser.
„Und das muss sich mit dem geplanten Gewaltschutzgesetz ändern“,
findet Svenja Gruber.
„Denn nach der in Deutschland seit 2018 geltenden Istanbul-Konvention ist es staatliche Aufgabe, Schutz und Unterstützung allen von gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern zu gewährleisten“,
so Svenja Gruber.
Informationen im Rathaus Henstedt-Ulzburg
Während der Aktionswoche vom 25. Bis zum 29. November liegen im Rathaus Informationsmaterialen in leichter und schwerer Sprache und Give-aways zu häuslicher Gewalt und Stalking im Eingangsbereich zum Mitnehmen aus und machen auf Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam.
Kostenlos zum Mitnehmen ist das Buch „Toxische Männlichkeit. Erkennen, reflektieren, verändern“ von Sebastian Tippe, das in großer Stückzahl vom Autor gespendet wurde.
„Ich freue mich sehr über diese großzügige Spende und über Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen möchten“,
sagt Svenja Gruber.
Gewalt kommt nicht in die Tüte
Seit über 20 Jahren findet die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ statt, nun mit der neuen kürzeren Nummer 116 016 des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Es ist eine gemeinsame Aktion des Landesinnungsverbandes des Bäckerhandwerks Schleswig-Holstein und der Landesarbeitsgemeinschaft der hauptamtlichen kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, der KIK-Netzwerke und der lokalen Bündnisse gegen Gewalt unter dem Schirm der Gleichstellungsministerin Aminata Touré.
„Auch in diesem Jahr ist Innungsmitglied und Traditionsbäckerei Wagner aus Henstedt-Ulzburg wieder dabei“,
freut sich Svenja Gruber.
„Bäckerei Wagner engagiert sich seit vielen Jahren gegen Gewalt an Frauen und spendet wieder Brötchen in den Tüten mit der neuen Nummer des Hilfetelefons, die in diesem Jahr auf dem Marktplatz vor dem CCU am Donnerstag, 28.11.2024 zusammen mit der Frauenfachberatung und Frauennotruf mit Informationsmaterial verteilt werden.“
Bäckerei Wagner hat 2022 die Filialen von Bäckerei Rathjen in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt erfolgreich übernommen.
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist unter der Nummer 116 016 erreichbar. Das Beratungsangebot ist weiterhin anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.