1.245 Unterschriften für zusätzlichen Kinderarzt in Henstedt-Ulzburg
Das Problem ist nicht neu, aber weiterhin sehr akut. Und gerade junge Eltern treibt es besonders um. Henstedt-Ulzburg, eine Gemeinde mit knapp 28.000 Einwohnern, verfügt derzeit nur über eine Kinderärztin, die Kassenpatienten behandelt und die – aufgrund des großen Andrangs – einen Aufnahmestopp für neue Patienten hat.
Für Sandy Leberecht, selbst Mutter von zwei Kindern, ein unhaltbarer Zustand. Bis zur Schließung der Zweigstelle der Kinderärzte Allroggen und Benzing in der Maurepasstraße in Henstedt-Ulzburg war sie mit ihren Kindern dort in Behandlung. Seit Ende letzten Jahres ist diese Zweigstelle bis auf weiteres geschlossen, eine Nachfolgerin oder Nachfolger bisher nicht gefunden. „Seitdem wurde wöchentlich in den Facebook-Gruppen von Henstedt-Ulzburg gefragt, wo ein Kinderarzt zu finden ist“, sagt Sandy Leberecht, „an einem Sonntag habe ich dann beschlossen, selbst aktiv zu werden und eine Petition zu starten. Am Montag darauf hatten wir schon 400 Unterschriften.“
In der Petition, die auf www.openpetition.de/petition/online/zusaetzlicher-kinderarzt-w-m-fuer-die-gemeinde-henstedt-ulzburg nachzulesen ist heißt es: „Wir, die Eltern, fordern vom Kreis Segeberg und von der kassenärztlichen Vereinigung einen zusätzlichen Kinderarzt, da der Bedarf absolut besteht. Eine familienfreundliche Gemeinde mit vielen Kindern braucht 2 Kinderärzte, in den umliegenden Gemeinden sieht es derzeit genauso schlimm aus. Zudem fehlen Krankenschwestern, die Telefone sind mit Endlosschleifen geschaltet.“ Insgesamt sind 1.245 Unterschriften zusammengekommen, davon 1.138 direkt aus Henstedt-Ulzburg und den umliegenden Kommunen. Im Rahmen des monatlichen Pressegesprächs nahm Bürgermeister Stefan Bauer die Unterschriftenlisten entgegen und versprach sie an die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) weiterzugeben, um dort ein weiteres Mal auf die prekäre Lage in Henstedt-Ulzburg hinzuweisen.
Die Gemeindeverwaltung hat schon Ende letzten Jahres schriftlich auf den Kinderärztemangel im Ort hingewiesen, als sich die Praxisschließung in der Maurepasstraße abzeichnete. Die Rückmeldung der KVSH damals überraschte: trotz der geringen Anzahl an Kinderärzten verfüge Henstedt-Ulzburg immer noch über einen Versorgungsgrad von 119 Prozent.
Eine Angabe, die sich ganz und gar nicht mit dem Empfinden junger Eltern vor Ort deckt, wie auch Bürgermeister Bauer zu berichten weiß: „Ich habe in den letzten Monat vermehrt Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern bekommen, die mir ihre Not, einen Kinderarzt zu finden, schilderten. Als Gemeinde sind die Einflussmöglichkeiten, neue Kinderärzte in den Ort zu bekommen, allerdings sehr begrenzt.“
Neben Sandy Leberecht und ihren Mitstreitern hofft auch der Verwaltungschef, dass durch die Petition neuer Schwung in die Debatte um eine bessere kinderärztliche Versorgung in Henstedt-Ulzburg kommt.